Institut für Rechnerentwurf und Fehlertoleranz - Universität Karlsruhe
Forschungsschwerpunkt Informationslogistik

Ereignisorientierte Simulation

Überblick   Ereignisorientierte Simulation eines Warteschlangenmodells   Software-Voraussetzungen

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Überblick

Bei vielen Prozessen, vor allem in betrieblich-organisatorischen Systemen, z.B. bei Abläufen in Produktions-, Transport-, oder Lagerhaltungssystemen, ändert sich der Systemzustand nicht kontinuierlich, sondern diskret. Ein gutes Beispiel für ein solches System ist die Warteschlange vor einer Maschinengruppe einer Fertigungsanlage: Der Zustand der Warteschlange (die Zahl der "wartenden" Werkstücke) ändert sich nur bei Ankunft oder Abgang eines Werkstücks. Diese Ankünfte und Abgänge können als diskrete Ereignisse betrachtet werden, d.h. als Ereignisse, die zu diskret über die Zeitachse verteilten Zeitpunkten auftreten. Bei Systemen, wo primär das Interesse auf den Ereignissen liegt, hat man es im wesentlichen mit logischen Gleichungen zu tun, welche die Bedingungen für das Eintreten der Ereignisse enthalten. Die Simulation besteht hier in der Beobachtung von Zustandsänderungen des Modells als Folge zeitdiskret auftretender Ereignisse. Solche Simulationen werden auch diskrete Simulationen genannt. Da dieser Modellansatz eine Diskretisierung der Zeit und damit eine bestimmte Betrachtungsweise der Realsysteme voraussetzt, spricht man auch von der Simulation zeitdiskreter Systeme
Zeitdiskrete Simulationsmodelle treten in vielfältigen Formen auf und werden für die unterschiedlichsten Problemstellungen eingesetzt. Innerhalb der zeitdiskreten Simulation haben sich verschiedene konzeptuelle Sichtweisen herausgebildet, wobei der ereignisorientierte Ansatz heute den wohl wichtigsten und am weitesten verbreiteten Modellierungsstil darstellt.

Bei der diskreten Ereignis-Simulation (discrete event simulation) wird eine modellinterne Simulationsuhr von der Ablaufkontrolle jeweils bis zum nächstfolgenden Ereigniszeitpunkt vorgerückt. Dies impliziert, daß die Zeit zwischen zwei benachbarten Ereignissen im allgemeinen variabel ist. Der Simulationszeitpunkt eines Ereignisses kann beliebig gewählt werden, wodurch eine wirklichkeitsgetreue Abbildung der Zustandsänderungen möglich ist. Dies wäre nicht der Fall, wenn man die Simulationsuhr in konstanten Zeitintervallen weiterschalten würde. Dann müßten alle Ereigniszeitpunkte auf das Ende eines solchen Intervalls verschoben werden, was bei ungünstiger Wahl der Schrittlänge erhebliche Verfälschungen des Modellverhaltens bewirken kann.

Bei der diskreten Ereignis-Simulation ist es durchaus möglich, daß Ereignisse simultan auftreten, also in einem Ereigniszeitpunkt zusammenfallen. Ein sequentiell arbeitender Rechner ist jedoch nur in der Lage, die Ereignisse (Zustandsänderungen) nacheinander abzuarbeiten. Das erzwingt eine Sequentialisierung paralleler Ereignisse. Hierfür wird von den ereignisorientierten Simulationssprachen in der Regel ein Prioritätsmechanismus bereitgestellt.

Grundsätzlich beruht der ereignisorientierte Ansatz auf einer detaillierten Beschreibung von Ereignissen in Form von Ereignisroutinen. In einem ereignisorientierten Modell werden lediglich die Zustandsänderungen nachvollzogen, die zu den Ereigniszeitpunkten stattfinden, nicht jedoch die Tätigkeiten, die in den dazwischenliegenden Intervallen ablaufen. Zeitlich ausgedehnte Vorgänge werden somit auf eine Folge von Ereignissen reduziert, von denen jedes einzelne einem Punkt auf der Zeitachse (dem Ereigniszeitpunkt) zugeordnet ist. Unabhängig davon, wieviel Rechenzeit zur Ausführung einer Ereignisroutine auf einem Computer real verbraucht wird, geschieht sie konzeptuell zeitverzugslos. Die interene Simulationsuhr wird vor der Ausführung der Ereignisroutine zum Ereigniszeitpunkt vorgestellt, steht während der Ausführung still und springt nach vollzogener Zustandsänderung auf den Zeitpunkt des nächsten Ereignisses vor.

Mit der vorliegenden Animation sollen die grundlegenden Abläufe und Vorgänge bei der ereignisorientierten Simulation verdeutlicht werden.


Ereignisorientierte Simulation eines erweiterten Warteschlangenmodells

In Abb. 1 ist ein sehr einfaches erweitertes Warteschlangenmodell dargestellt, mit dem die Pufferung und Verarbeitung von Datenpaketen in Kommunikationssystemen nachgebildet wird. Datenpakete werden von der Quelle mit einer bestimmten Ankunftsrate erzeugt. Ein erzeugtes Datenpaket wird zum Anforderungsknoten AK weitergeleitet, an dem es Pufferspeicher beansprucht. Der Pufferspeicher wird durch die im Token-Pool vorhandene Marke modelliert. Nach der Tokenübernahme wird das Datenpaket zur Bedienstation BS weitergereicht, die mit einer bestimmten Bedienrate Datenpakete abarbeitet. Ist die Verarbeitung des Datenpakets abgeschlossen, wird die beanspruchte Marke im Freigabeknoten FK wieder in den Token-Pool zurückgelegt. Anschließend verläßt das Datenpaket das Warteschlangennetz in der Senke.
 
Abb. 1: Erweitertes Warteschlangenmodell zur Modellierung der Pufferung und Verarbeitung von Datenpaketen

Animation der ereignisorientierten Simulation des erweiterten Warteschlangenmodells



Software-Voraussetzungen zur Betrachtung der Animation

Zur Betrachtung der Animation wird die Multimediaerweiterung QuickTime 3 der Firma Apple Computer benötigt. Diese kann im WWW unter der Adresse "http://www.apple.com/quicktime/download/index.html" heruntergeladen werden. Falls nicht vorhanden, werden Sie beim Aufruf der Animation aufgefordert, dieses Plugin zu installieren.